Mit den bloßen Händen gefahrlos Strom umlenken oder sich von den eigenen Augen durch simple Bilder täuschen lassen? In der Phänomenta Flensburg habe ich am eigenen Leib erfahren, dass es gar nicht so einfach ist, Realität und Fiktion voneinander zu unterscheiden. Ich zeige dir, warum sich ein Zugausflug zu dem spannenden Science-Center lohnt.
Ich liebe es bekannte und fremde Städte zu erkunden. Bei schönstem Wetter durch hübsche Gassen schlendern, Cafés entdecken und alles mit meiner Kamera festhalten – perfekt! Meine nächste Erkundungstour sollte allerdings wortwörtlich ins Wasser fallen.
Seit Tagen kein einziger Sonnenstrahl, stattdessen ein bleigrauer Himmel, der von dicken Tropfen durchzogen wurde. Als DB Regio Schleswig-Holstein mich jedoch auf die Idee brachte, den Regentag in der Flensburger Phänomenta zu verbringen, wurde ich hellhörig.
Denkanstoß für alle Sinne
Die Phänomenta Flensburg ist eine Erlebnis- und Experimentierwelt, die sich mit Gesetzen und Phänomenen der Physik beschäftigt. Du solltest die Ausstellung jedoch nicht mit trockenem Physikunterricht und sterilen Museen vergleichen. Denn hier lautet das Motto: „Anfassen unbedingt erwünscht!“. Alles wird greif- und nahbar gemacht. Bereits die Homepage lockt mit schillernden Farbexperimenten, optischen Täuschungen und Entdeckungstouren im Dunklen.
Auf nach Flensburg
So machen meine Kollegin Sina und ich uns an einem verregneten Tag auf nach Flensburg. Für einen Tagesausflug mit dem Zug empfehle ich dir das Schleswig-Holstein-Ticket für 29 Euro. Damit bist du besonders flexibel und kannst sogar noch vier weitere Mitfahrer für einen Aufpreis von 3 Euro pro Person mitnehmen. Von Kiel fährt der Regional-Express regelmäßig alle 60 Minuten zum Flensburger Bahnhof. Dein Ziel erreichst du in circa 1,5 Stunden. Suche dir am besten hier deine persönliche Bahnverbindung heraus.
Einen 20 minütigen Spaziergang später bist du auch schon an der Phänomenta. Diese liegt in unmittelbarer Nähe zum Hafen. Auf dem Weg dorthin kannst du also schon Segelkutter und den Museumshafen bestaunen und den Blick auf die Stadt genießen.
Naturwissenschaft zum Anfassen
Das Science-Center ist heute gut besucht. Kein Wunder, denn es sind gerade Herbstferien. Die Ausstellung ist jedoch keinesfalls ausschließlich für Kinder interessant. Erwachsene kommen hier genauso auf ihre Kosten, wie wir schon bald erfahren werden. Knapp 3.500 Quadratmeter warten nun darauf, von uns erkundet zu werden.
Im Eingangsbereich finden wir einen großen, sich im Kreis bewegenden Brunnen. Von einer Säule in der Mitte werden schmale Wasserstrahlen nach außen gespritzt. Auf einem Schild erfahren wir, dass es sich um einen sogenannten Coriolisbrunnen handelt, der die Corioliskraft verdeutlichen soll. Er zeigt, dass die Strahlen immer ihre vorgeplante Bahn beibehalten, egal wie sehr sich ihr Ausgangspunkt fortbewegt.
Zu jedem ausgestelltem Exponat gibt es eine Fragestellung und einen Versuch, an dem du einen physikalischen Effekt untersuchst. Wissbegierig probieren wir alles aus, tasten uns an die verschiedensten Versuche heran und beantworten uns selbst somit eine Frage nach der anderen.
In diesem interessant aussehenden Sitz kannst du nachempfinden wie sich Astronauten fühlen
Im Dunkeln ist gut munkeln
Auf einmal finden Sina und ich uns in einem dunklen Raum wieder, in dem aus allen Ecken sanfte Lichtquellen scheinen. Farbige Kreise, ein angestrahltes Becken, das dir zeigt, wie ein Strudel erzeugt wird und eine Glaskugel, in der wundersame farbige Stromfäden flackern. Diese kenne ich sogar noch aus meiner Kindheit, finde sie jedoch nicht weniger Interessant als vor 18 Jahren. Berührt man die Kugel, bilden die vielen Fäden einen kompakten Strahl, der in deinen Fingern zu enden scheint. Du lenkst den Strom also durch deine eigenen Finger ab. Ganz ohne Stromschlag!
Immer wieder werden wir bei unserem Ausflug mit der Fragestellung „Realität oder Fiktion?“ konfrontiert. Ich bewundere die wild gemusterten, sich drehenden Kreise in der Ecke des Raumes. Doch bewegen sie sich wirklich? Beim genaueren Hinsehen, stehen sie still. Wie ist das bloß möglich?
Auch die Bilder an der Wand gegenüber faszinieren mich. Ich nehme sie in lila und grün wahr. Für Sina sind sie blau und gelb. Haben wir eine unterschiedliche Farbwahrnehmung oder liegt es möglicherweise nur an dem Lichteinfall? Oft ist es gar nicht so einfach Realität und Täuschung voneinander zu unterscheiden!
links: Welche Frau siehst du zuerst? rechts: Sind auf diesem Bild Vasen abgebildet oder handelt es sich doch um die Profile von Menschen?
Nur mit Mühe kann ich mich von den Bildern losreißen. Doch es gibt noch einiges zu erkunden. In einer Ecke kannst du ausprobieren, wie ein Greenscreen funktioniert. Der wird beispielsweise für den Wetterbericht im TV verwendet. Hier kannst du dich selbst in ein grünes Tuch hüllen und so deinen Kopf schweben lassen.
Drei Kugelbahnen verschiedener Längen. Doch ist der kürzeste Weg auch immer der schnellste?
Wieso gibt jede Speiche beim Berühren mit dem Holzstäbchen einen anderen Ton von sich?
Der Spiegel lässt mich auf dem Kopf stehen
Bei schönem Wetter kannst du dir in der Cafeteria einen Kaffee holen und dich mit ihm in den einladenden Hinterhof setzen
Nach der Phänomenta ist vor dem Kaffee
Wie im Fluge vergeht die Zeit. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, setzen Sina und ich uns ins naheligende Café Isa, um unsere Erlebnisse der Phänomenta Flensburg erst einmal sacken zu lassen. Die ganzen Versuche und Anschauungsobjekte haben in uns für einen kurzen Augenblick wieder das Kind durchscheinen lassen.
Wir hatten unglaublich viel Spaß daran, die einzelnen Stationen zu erkunden. Dass die Versuche dabei nicht ausschließlich an Kinder gerichtet sind, konnten wir an den begeisterten Gesichtsausdrücken der anderen Erwachsenen erkennen. Jedes Alter ist am Entdecken, Experimentieren und Forschen.
Den Regentag haben wir erfolgreich genutzt. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich so für Physik begeistern könnte. Durch die Kooperation mit DB Regio habe ich jedoch wieder einmal meine Komfortzone verlassen und einen wunderschönen Tag voller neuer Eindrücke verbracht.
Natürlich bietet Flensburg noch ganz viele verschiedene Möglichkeiten für einen Tagesausflug. Finja zeigt dir 10 Adressen in Flensburg, die du besuchen solltest und nimmt dich mit auf einen Bummel in die Rote Straße.
Warst du schon einmal in der Phänomenta in Flensburg?
Sehr häufig beim Ausflug war ich ebenfalls mit der Fragestellung „Realität oder Fiktion?“ konfrontiert, hier verstehe ich Dir sehr gut. Sorry dass ich Dich zitiere, aber übrigens darf man sogar Wikipedia zitieren:DD