Dieses Wohnzimmer kommt dir vielleicht bekannt vor, wenn du dich auf Instagram in Interior-Kreisen bewegst. Es gehört Nina vom Account @nina_ninosy, der ich schon sehr lange folge. Für unsere Reihe „So wohnt der Norden“ war ich zu Besuch bei der Wahl-Flensburgerin und habe bei einem netten Plausch das Gesicht hinter dem Interior-Account kennenlernen dürfen.
Als Nina mir die Tür zu ihrer Wohnung öffnet, strahlt sie mir direkt entgegen. Auf Anhieb hab ich das Gefühl, als wäre ich zu Besuch bei einer alten Schulfreundin. Es gibt Kaffee und leckere Snacks, da fühle ich mich gleich noch wohler. Wir setzen uns an ihren Esstisch unter den großen Korbschirmen, den ich schon gut von Instagram kenne und schnacken eine Runde – wie es alte Freundinnen eben so tun würden.
Förde Fräulein: Hey Nina, erzähl doch mal etwas über dich.
Nina: Hey, ich bin gebürtige Nordfriesin, für immer 29 Jahre alt und von Beruf freie Grafikdesignerin und Content-Creatorin. Bei dem letzten Wort verziehen Leute regelmäßig das Gesicht und schauen mich fragend an, darum sag ich einfach Social Media Managerin dazu. Das bedeutet eigentlich, dass ich für meine eigene Instagram-Seite Content, sprich Fotos und Videos, produziere, aber auch die Social Media Kanäle von anderen Kunden betreue. Das mache ich jetzt schon satte zwei Jahre, vorher habe ich in Hamburg gelebt und als Art Direktorin gearbeitet.
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Hier am Schreibtisch ihres Homeoffices entwirft Nina tolle Designs und Grafiken
Und wie bist du dazu gekommen?
Ich habe 2017 eine kleine Pause von der Agenturarbeit eingelegt, denn ich war lange in der Werbebranche tätig und es war einfach Zeit für etwas Neues. Ich habe dann drei Monate bei meiner Familie in Nordfriesland verbracht und habe einen neuen Job in Hamburg angefangen. Aber auch da war ich unglücklich: Ich habe sehr viel gearbeitet und musste immer auf Knopfdruck kreativ sein. Für teures Geld habe in einer winzigen Wohnung gewohnt – irgendwie hat nichts mehr gepasst, sodass ich einfach alles kündigte und nach Flensburg kam.
Warum bist du ausgerechnet nach Flensburg gegangen?
Flensburg war einfach so ein Bauchgefühl. Ich wollte nicht aufs Land zurück nach Nordfriesland, aber gerne zurück nach Schleswig-Holstein. Dann habe den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und nächstes Frühjahr sind es schon zwei Jahre, die ich hier wohne. Ich kannte eigentlich niemanden hier, aber darauf hatte ich einfach richtig Lust. Klar, Angst spielt mit, niemanden kennenzulernen. Vor allem, wenn du im Homeoffice arbeitest. Und da hat mir Instagram wirklich weitergeholfen. Ich treffe durch die Plattform immer wieder neue Leute und habe mir hier mittlerweile einen richtigen Freundeskreis aufgebaut.
Was magst du besonders gerne an Flensburg?
Vorher kannte ich Flensburg gar nicht so sehr und habe es mit der Zeit wirklich lieben gelernt. Natürlich mag ich die Nähe zum Wasser und den Einfluss der dänischen Kultur. Es ist klein und alles ist fußläufig erreichbar. Flensburg ist eine Studentenstadt, jung und belebt und es gibt hier viele tolle, bezahlbare Altbauwohnungen. Mein Stadtteil an der Grenze von Duborg zu Neustadt ist zwar nicht wirklich beliebt, aber der macht sich so langsam, denn die Norderstraße mit einer Vielzahl an schönen, angesagten Cafés ist gleich um die Ecke.
Ich bin durch deinen Instagram-Account auf dich aufmerksam geworden. Du hast mittlerweile sogar über 20.000 Follower.
Wie hat sich das so entwickelt?
Meinen Account gibt es seit 2014. Ich hatte mal einen Blog und Instagram war für mich so eine Art Verlängerung davon. Mit meinem Umzug nach Flensburg hat sich auf meinem Instagram-Account jedoch viel getan. Das erste Bild von der noch leeren Wohnung ist durch die Decke gegangen. Da habe ich gemerkt, dass es da eine ganz eigene Nische gibt und sich wirklich viele Leute für diesen Interieur Kosmos interessieren.
Deine Wohnung ist aber auch wirklich wunderschön. War es Liebe auf den ersten Blick?
Ja, absolut. Ich wollte Altbau, Dielenboden und eine Flügeltür, da sind mir Bad und Küche fast egal. Und diese Wohnung hatte einfach alles. Lustig ist, dass ich sie erst abgelehnt habe, weil ich zum Einzug noch meine Wohnung in Hamburg hatte und doppelt hätte zahlen müssen. Einige Zeit später wurde ich dann aber angerufen, dass der neue Mieter abgesprungen sei – und bei der Besichtigung wusste ich es: das ist meine Wohnung. Nur Stuck wäre noch ganz schön (lacht).
In Ninas Schlafzimmer wird der schlichte Stil mit kleinen Farbtupfern beibehalten
Wie kommt es, dass du so ein Händchen für Inneneinrichtung hast?
Ich denke, dass mir in jedem Bereich Ästhetik wichtig ist, wahrscheinlich kommt das durch meinen Job. Da lege ich logischerweise viel Wert auf Formen und Farben und das nehme ich mit nach Hause. Als ich neu eingezogen bin, wollte ich eigentlich nur Geld sparen und habe dann einfach mit ganz viel Glück richtig coole Second Hand Möbel erstanden. Außerdem habe ich auch immernoch ein paar Teile aus meinem ersten WG-Zimmer in Hamburg, die stammen auch aus zweiter Hand. Mit Instagram kamen dann schnell die ersten Kooperationsanfragen von Firmen, denen ich zum Beispiel mein blaues Cordsofa oder den Esstisch zu verdanken habe. So kam einfach alles irgendwie zusammen.
„Verspielte Sachen mag ich eher weniger und Kitsch ist auch nicht so meins“
Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben und worauf legst du besondern Wert?
Ich würde sagen: Eine Mischung aus Mid-century und Skandinavisch, ein Zusammenspiel von Alt und Neu. Ich mag verspielte Sachen eher weniger und Kitsch ist auch nicht so meins. Dafür aber eine klare, schlichte Einrichtung. Dafür bin ich viel in Trödelläden, bei Haushaltsauflösungen oder auf Flohmärkten unterwegs. Dazu liebe ich Pflanzen. Meine Mama ist Floristin und hat mir da wohl die Leidenschaft für Blumen und Grünes mitgegeben. Dadurch wirkt die Wohnung einfach viel belebter und gemütlicher. Ein stimmiges, wohliges Raumgefühl steht so für mich immer an erster Stelle.
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Bald möchte Ninas auch ihre eigenen Designs drucken und damit ihre Wohnung noch mehr verschönern
Warum magst du es gerne schlichter?
Ich sehe mich so schnell satt an Dingen, wie zum Beispiel an farbigen Wänden. Ich halte die Wände gerne weiß. Dafür trumpfe ich mit auffälligen Möbeln, bunten Blumen und Bildern auf. Meine eigenen Arbeiten hängen zwar noch nicht, aber das soll bald kommen. Bisher ist alles, was hier an den Wänden hängt, durch Kooperationen zu Stande gekommen. Ich liebe grafische und abstrakte Motive. Bilder habe ich in jedem Zimmer, denn ich finde, dass das zu einem schönen Raum dazugehört.
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Hast du ein besonderes Stück, zu dem du eine Geschichte erzählen kannst?
Ja, zwei sogar. Die Lederstühle habe ich durch Zufall bei einem älteren Ehepaar entdeckt, bei denen ich eigentlich ein anderes Möbelstück abgeholt habe. Die sind aus ganz altem Leder und super schön, obwohl einige nicht mehr ganz heil waren. Bei solchen Schätzen gebe ich alles! Ich habe das Leder nochmal von einer Sattlerin aufbereiten lassen. Solche Möbel findet man kaum noch und dafür lohnt es sich, etwas Mühe aufzubringen. Sowieso liebe ich Stühle, wie man vielleicht auch in meiner Wohnung erkennt. Es gibt einfach so viele coole Exemplare.
Dann gibt es noch eine andere Anekdote. Die am häufigsten gestellte Frage auf meinem Instagram-Account ist: „Woher ist das Bild in deinem Wohnzimmer?“. Ich dachte, es stammt aus einem Haus eines alten Architekten-Ehepaars, das meine Eltern geerbt haben. Da dachte ich immer, dass die das Bild sicher in einem Pariser Museumsshop gekauft hätten oder ähnliches. Irgendwann hat mir dann jemand auf Instagram geschrieben, dass das Bild einfach von Ikea sei. Ich dachte echt, es wäre ein Unikat – und dann ist es einfach super simpel von Ikea. Sehr lustige Geschichte.
Woher nimmst du dir deine Inspiration?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich folge nicht mehr ganz so vielen Interior-Accounts, weil man sich irgendwann zu sehr auf ein Thema fokussiert. Ich liebe Instagram dafür, dass man sich in sämtlichen Bereichen inspirieren lassen kann. Du kannst politischen oder feministischen Seiten, aber auch kreativen Profilen wie Interior-Accounts folgen. Ich schaue gerne bei @herz.und.blut , @marienova oder @solebich vorbei.
Ein Adventskranz ganz nach Ninas Geschmack: einfach, schlicht und bloß nicht kitschig
Was möchtest du in der Zukunft noch alles verändern? Gibt es Pläne?
Ich liebe Veränderungen! Deshalb sind meine Wände auch weiß, so passt immer alles irgendwie zusammen. Auch Statement-Möbel, wie das blaue Sofa, finde ich bestimmt in ein paar Jahren nicht mehr so aufregend, dann kommt etwas Neues. Außerdem soll das Bad nächstes Jahr gemacht werden, das möchte ich über Instagram dokumentieren. Auch die Küche würde ich gerne nochmal renovieren. Aber sonst bin ich da für alles offen. Vieles verändert sich bei mir auch über Kooperationen.
Diese Pflanzen sind eindeutige Beweise, dass Nina den Grünen Daumen ihrer Mutter vererbt bekommen hat
Hast du Interior-Tipps für die Förde Fräulein LeserInnen?
Schaff dir mit deiner Einrichtung Ruhe. Nicht zu viel Deko, nicht so viele Möbel und generell nicht zu viel ansammeln! Sich auch mal von Sachen trennen und bestimmten Dingen ihren eigenen Platz geben – so vermeidet man Unordnung und das macht schon viel aus. Setz dir bewusst Akzente: Hänge dir lieber ein Bild auf als fünf. Und sei auch gerne ein bisschen mutig, schaff dir ein paar Hingucker in knalligen Farben an und bau dann den Rest drum herum. Und wenn sonst nichts mehr geht: Jede Menge Pflanzen und Blumen helfen immer.
Ich kann mich gar nicht satt sehen an Ninas stilvoller Wohnung. Retro Stühle, riesige Korblampen und ein blaues Cordsofa – Dinge, die ich super schön finde, für die ich aber in meiner eigenen Wohnung nicht mutig genug bin. Aber Nina kombiniert all diese Sachen gekonnt miteinander und hat mir damit gezeigt, das etwas Mut zur Farbe und besonderen Möbelstücken unglaublich gut aussehen können. Ich bin dann mal weg – farbige Kissen kaufen!
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Wenn du jetzt von Nina, ihrer schönen Wohnung oder ihren Designs sehen möchtest, kannst du ja mal auf ihren Instagramseiten @nina_ninosy und @ninajohannsen_design vorbeischauen.
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Welches Detail ist dir in Ninas Wohnung besonders ins Auge gestochen?
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