Bei einem Besuch im Wasserwerk Schwentinental finde ich heraus, welchen Weg unser Trinkwasser zurücklegt, bis es sauber aus unseren Hähnen fließen kann. Dabei zeige dir nicht nur, wie spannend der Aufbereitungsprozess des Wassers ist, sondern teile auch noch so manch andere wundersame Entdeckung mit dir.
Es gibt Dinge, die sieht man als gegeben an. So wie die Tatsache, dass wir das Wasser aus unserer Leitung einfach trinken können. Doch hast du schon mal darüber nachgedacht, was alles passieren muss, bis das Wasser bei dir in Form von Kaffee, Eiswürfeln, einer Schorle oder einfach nur als Trinkwasser landet? Ich habe genau das bei einer Führung durch das Wasserwerk Schwentinetal mal für dich in Erfahrung gebracht.
Naturidylle an der Schwentine
Als ich gemeinsam mit meiner Kollegin Mona auf den schmalen Weg abbiege, der sich an der Schwentine entlang schlängelt, traue ich meinen Augen kaum. Mitten in der grünen Natur ragt auf einmal ein großes, herrschaftliches und wunderschönes Gebäude aus rotem Backstein hervor. So habe ich mir ein Wasserwerk wirklich nicht vorgestellt. Später, während der Führung, erfahren wir, dass dieses Gebäude sogar unter Denkmalschutz steht. Doch lasst mich von vorne beginnen, denn so ein Ausflug zu den Tiefen unseres Trinkwassers hält noch so einige Überraschungen bereit.
„Ja, das hier ist ist nicht umsonst eines meiner liebsten Wasserwerke in Kiel, denn es hat die schönste Anlage und befindet sich dazu noch mitten in der Natur“, schwärmt Betriebsmeister Gunnar Bandholz, als er unsere großen Augen bemerkt. Gunnar ist schon lange bei den Kieler Stadtwerken. Angefangen hat er als Elektriker, später machte er seinen Meister, lernte viel dazu und wurde Betriebsleiter. Gemeinsam mit dem Maschinisten des Wasserwerks Schwentinetal Thomas Vollmann führt er uns heute durch eine (Wasser-)welt, die wir so noch nicht kannten. Und ich wette, du auch noch nicht!
Auf dem Gelände des Wasserwerks, das es schon seit 1908 gibt, befinden sich zehn Brunnen. Sie bereiten aus bis zu 35 Metern Tiefe Grundwasser auf. Das bedeutet, dass das Wasser, mit dem hier gearbeitet wird und das später bei dir aus dem Hahn fließt, zu fast 100 Prozent aus dem Niederschlag stammt, der sich bei uns in Kiel ja oft genug zeigt. Die Besonderheit des Standortes ist die Lage. So befindet sich das Wasserwerk in einem Wasserschutzgebiet. Es gibt für Landwirt:innen gewisse Auflagen, die sie erfüllen müssen.
Doch damit das nicht zur riesen Herausforderung wird, stehen die Mitarbeiter:innen der Stadtwerke den Landwirt:innen mit Rat und Tat zur Seite. „Das ist wirklich klasse hier, denn von dem regen Austausch profitieren beide Seiten. Das hat man sonst eher selten, diesen direkten Kontakt zur Landwirtschaft“, erzählt Gunnar.
Der Brunnen als Strohhalm
Doch nun wollen wir es genauer wissen: Wie funktioniert das Ganze? „Im Prinzip könnt ihr euch ein Sandwich vorstellen, mit verschiedenen Schichten aus Kies, Lehm und Wasser“, erklärt uns Gunnar. Die Brunnen fungieren dann sozusagen als Strohhalm und saugen das Wasser aus dem Boden an, wobei dank feiner Schlitze im Rohr der Kies heraus gefiltert wird. Dabei kann es durchaus sein, dass das Wasser verschiedener Brunnen verschieden schmeckt. „
Jeder Brunnen hat seine eigene Persönlichkeit. Am Ende ist das Wasser, das ankommt, das gleiche, aber jeder Brunnen gibt seine Note dazu“, verrät Gunnar. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Und erstaunlich geht es weiter, als wir uns endlich in Richtung eines Brunnens aufmachen: Der sieht nämlich so gar nicht aus, wie ich mir einen Brunnen vorgestellt habe!
Im Boden ist eine graue Stahlluke eingelassen, unter der sich ein riesiges blaues Rohr befindet, das im Boden verschwindet. Hier werden pro Stunde 100 bis 120 Kubikmeter Wasser gefördert, das sind 120.000 Liter. Unvorstellbar, oder? Doch das ist nicht alles. Das Wasser wird auf dem Gelände auch belüftet, gefiltert, gespeichert und von hier aus ins Netz gepumpt. Das Besondere an diesem Wasserwerk ist die Höhenlage, wodurch das Wasser einmal nach oben gepumpt wird und dann wie bei einer Quelle fließt und fließt und fließt.
In drei Schritten zum Trinkwasser
Aber von Anfang an: Das geförderte Wasser, das übrigens schon keimfrei aus dem Boden kommt, wird in einem ersten Schritt belüftet und mit Sauerstoff angereicher. So bekommt man den Schwefel aus dem Wasser. „Verdüsung“ nennt sich das. Das geschieht in sechs großen Kammern und sieht aus wie ein Springbrunnen. Na gut, ein wirklich großer, bis zu zwei Meter hoher Springbrunnen.
Danach wird das Wasser über sechs Kiesfilter geleitet und gefiltert. Dort lagern sich überwiegend Eisen und Mangan ab, was in regelmäßigen Abständen herausgespült wird und in ein Absetzbecken gelangt. Wie der Name schon sagt, setzt sich dort in drei gleich großen Kammern der Schlamm ab. Das Oberflächenwasser wird anschließend abgepumpt und in den Wasserkreislauf zurückgeführt.
Übrigens: Aktuell sitzen Forscher:innen an Ideen für eine Zweitverwertung des Schlamms, der nämlich einen ziemlich guten Nährboden abgeben kann.
Jugend forscht im Wasserwerk
Nachdem das Wasser nun also belüftet und gefiltert wurde, hat es schon Trinkwasserqualität. Es wird gespeichert, bis es in die Maschinenhalle geht und von dort aus auf die Reise in das 900 Kilometer lange Haupttransportnetz geht, das Kiel mit Trinkwasser versorgt.
Das Leitungswasser in Kiel ist in seiner Zusammensetzung ziemlich perfekt, um es zu trinken und auch der Geschmack ist klasse. In der Maschinenhalle, wo drei Pumpen abwechselnd das Wasser ins Netz bringen, fühlen wir uns wie in einem Museum. Das Gebäude steht inzwischen sogar unter Denkmalschutz und wenn man sich die riesigen, alten Maschinen ansieht, versteht man auch wieso. Ein fast schon nostalgisches Gefühl überkommt mich, wenn ich vor den alten Geräten stehe.
Gunnar erklärt uns während der kleinen Museumstour, dass das Wasser dank Mikroorganismen biologisch aufbereitet wird, die von dem bereits erwähnten Eisen-Mangan-Schlamm leben. Seine Begeisterung für dieses natürliche und spannende Vorgehen, ist ihm deutlich anzumerken. „Manchmal fühle ich mich wie bei Jugend forscht. Die Biologie der Aufbereitung hat mich von Anfang an fasziniert. Die regelmäßigen Laborarbeiten zur Überprüfung führe ich inzwischen auch selbst durch“, erzählt er uns fast ein bisschen stolz. Das darf er auch sein, denn diese hochkomplexen Sachverhalte versteht wirklich nicht jede:r.
Von der Selbstverständlichkeit des Wassers
Ich durfte bei Gunnar so vieles lernen und habe mich von seiner Begeisterung schnell anstecken lassen. Und das Beste: Ich weiß nun ganz genau, was alles geschehen musste, bevor ich zu hause den Wasserhahn aufdrehe und das Kieler Trinkwasser genießen kann. Die Selbstverständlichkeit, einwandfreies und gutes Trinkwasser zu haben, ist dank der spannenden Führung der Erkenntnis gewichen, dass Wasser wirklich alles ist – aber eben nicht selbstverständlich.
Weitere Infos zum Thema Wasser aus der Region gibt es hier.
Vielleicht geht es dir jetzt auch so wie mir und du bist ganz überrascht von dem langen Weg, den das Wasser zurücklegt. Damit auch in Zukunft dieses wertvolle Gut sprudeln kann, habe ich dir 15 praktische Tipps für den richtigen Umgang mit Wasser zusammengestellt.
Hier habe ich noch ein paar Eindrücke von diesem lehrreichen Besuchen für dich in Bewegtbild festgehalten:
Hinterlasse deinen Kommentar