Als ich neulich mal wieder bei Glückswerk im Schülperbaum vorbeischaute, entdeckte ich auf der gegenüberliegenden Seite noch ein anderes neues Geschäft: der Heimathafen. Ein Blick ins Schaufenster ließ mich bereits erahnen, dass hier besondere Bio-Weine, Craftbeer und originelle Vintage-Möbel auf mich warten. Dahinter steckt aber noch viel mehr als das: zwei sympathische Inhaber, tolle Ideen und eine Einstellung, die mich zum Nachdenken gebracht hat.
Beim Betreten vom Heimathafen bin ich auf Anhieb begeistert von der Gemütlichkeit. Es ist bunt, es ist anders und mit viel Liebe gestaltet. Ich sehe kleine Kommoden und Stühle, die eine Geschichte erzählen. An den Wänden beeindrucken mich die originellen Produkte aus ungewöhnlichen Materialien. Ein Fahrradsattel- und Lenker als Garderobe? Tolle Idee! Verschiedenste Lampen baumeln an einer Leiter, die über meinem Kopf hängt. Der Boden besteht aus Fliesen, Parkett und Teppich gleichzeitig.
In den Regalen gegenüber der Eingangstür findet sich eine gute Auswahl an Weinen in allen Flaschenformen und Sorten. Dazwischen reihen sich Leckereien wie Schokolade, Pastasaucen und besondere Gewürze. Ich stöbere in einer Kiste mit alten Schallplatten: Oswalt Kolle „Das Wunder der Liebe“ – ich muss grinsen. Inhaber Sabine und Andreas begrüßen mich auf ihre lockere Art und wir kommen in ein längeres, interessantes Gespräch über ihr Konzept.
Bio-Wein aus Überzeugung
Seit mehr als acht Jahren sind Andreas und Sabine bereits im Bio-Wein-Geschäft. „Beim biologischen Weinanbau wird unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ökologie und des Umweltschutzes angebaut. Die Bezeichnung ,Bio-Wein‘ ist mittlerweile sogar verpflichtend mit dem EU-Bio-Logo geschützt“, erfahre ich von Andreas, der eigentlich Molkereifachmann gelernt hat. Also weder Kunstdünger noch Rückstände von Insektiziden. Auch die Schwefelzusätze sind viel geringer als bei konventionellem Wein.
„Wir verkaufen hier nur Weine, die wir selbst gerne mögen“, sagt Sabine und zeigt mir das Sortiment. In den Regalen finden sich französische, spanische, portugiesische und italienische Weine. Aber auch welche aus Deutschland und sogar Südafrika. Zu jedem Wein können die beiden kleine Anekdoten erzählen, kennen die Geschichte dahinter. Ich trinke selbst gerne mal ein Glas Weißwein, nehme einzelne Aromen aber ehrlich gesagt selten wahr. „Um die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen herauszuschmecken, braucht es viel Übung. Je nach Rebsorte und ihrer geografischen Lage unterscheiden sich diese“, erklärt mir Wein-Profi Andreas, der dabei so richtig in seinem Element ist.
Was sind denn vegane Weine?
Mir fallen die grünen Schilder auf, die einige Weine als „vegan“ kennzeichnen. Ich wusste bisher ehrlich gesagt gar nicht, dass Wein nicht immer vegan ist. Da geht es nicht nur mir so, wie Sabine bestätigt: „Viele Veganer wissen gar nicht, dass Wein auch tierische Produkte enthalten kann. Vegane Ernährung ist momentan schon zu einer Trendbewegung geworden und nicht jeder steht voll und ganz dahinter.“ Bei der Klärung und Filtration wird nämlich unter anderem auch Hühnereiweiß oder die Hausenblase, das ist eine Fischblase, eingesetzt. Vegane Alternativen sind hingegen das Trennmittel Bentonit oder Aktivkohle. Im Sortiment findet ihr hier also auch eine gute Auswahl an veganen Weinen.
Bier mal ganz anders
Neben Bio-Wein und leckeren Köstlichkeiten gibt es im Heimathafen aber auch Craftbeer. Andreas erzählt mir, dass sich dieser Trend schon in den 70er Jahren in den USA als Gegenbewegung zum hellen, geschmacksneutralen Lagerbier entwickelt hat. Mehr Herz, weniger Profit beim Brauen stand dabei im Vordergrund. Ich habe auch schon viel davon gehört, wusste jedoch gar nicht, was eigentlich das Besondere an diesen Bieren ist. Heute erfahre ich, dass es sich dabei um handwerklich gebrautes Bier handelt, das in in kleinen Mengen auf traditionelle Weise hergestellt wird.
In kleinen Brauereien entstehen so Biere mit eigenem Charakter, die sich von der Masse abheben und unabhängig von großen Konzernen sind. „Die Brauer experimentieren innerhalb der im Reinheitsgebot zugelassenen Zutaten. Dabei entstehen ungewöhnliche Braustile und eine ganz neue Geschmacksvielfalt“, erklärt mir der 45-Jährige ganz begeistert. In den Regalen entdecke ich so einige Sorten, darunter auch das mir bekannte Lille Bräu aus Kiel. Das Sortiment wechselt aber immer wieder durch. „Wir arbeiten gerne mit kleinen Brauereien zusammen. Wir mögen einfach Menschen mit guten Ideen“, sagt Andreas, während er mir ein typisches Glas zum Probieren von Craftbeer zeigt. Craftbeer und Bio-Wein? Eine super Kombination, finde ich!
Aus Alt mach Neu
Im hinteren Bereich des Ladens entdecke ich Uhren, Schalen und Teller aus alten Schalplatten neben plattdeutschen Büchern und bemalten Gemälden. Die Upcycling-Produkte stammen größtenteils aus Sabines Feder. „Ich liebe es, aus scheinbar nutzlosen Gegenständen etwas Neues, Hochwertiges zu schaffen. Ich möchte damit auch ins Bewusstsein rufen, dass man nicht immer alles wegschmeißen muss. Wir haben uns die letzten Jahre viel mit Wirtschaftsethik und Kreislaufwirtschaft beschäftigt. Wir wollen mit unserem Laden auch andere ein wenig zum Umdenken anregen“, erzählt mir die 50-Jährige mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Sogar die komplette Ladeneinrichtung ist nicht neu. „Wir haben alles aus alten Möbeln selbst gebaut und nichts dazu gekauft. Wir nutzen hier LED-Öko-Strom und versuchen den Verbrauch möglichst gering zu halten“, sagt sie.
Übrigens betreibt das herzliche Paar auch eine Fahrradwerkstatt in ihrem Zuhause. Andreas organisiert auf dem Schrottplatz alte Fahrräder, baut sie neu zusammen oder repariert sie. Diese kann man dann für einen günstigen Preis erstehen. Bei Interesse sprecht die beiden einfach mal an! 🙂
Ich bin sehr froh darüber, dass ich den Heimathafen zufällig angesteuert habe. Nicht nur, weil es hier leckere Bio-Weine und interessante Craftbeer-Sorten gibt. Ich finde Sabines und Andreas’ Konzept und Lebenseinstellung einfach vorbildlich!
der Heimathafen
Schülperbaum 2
24103 Kiel
Öffnungszeiten
Donnerstag und Freitag 14 bis 18.30 Uhr
Samstag 9.30 Uhr bis 16 Uhr
Ohh, was für ein schöner Laden! Da muss ich unbedingt hin.
Wie schön, dass Du all diese Schätze entdeckst!