Nostalgisch, aber nicht altbacken: So lautet das Motto von Andrea Schulz. In ihrer über 100 Jahre alten Villa in einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein hat sie mit individuellen Möbelstücken im antiken Shabby-Look das Heute und das Gestern geschickt vereint.
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Wer wohnt hier?
Zwischen Andrea und der über 100 Jahre alten Villa in einer kleinen Gemeinde im Kreis Herzogtum Lauenburg hat es vor über einem Jahr gefunkt. Die frische Liebe wurde schließlich mit einem Kauf besiegelt. Doch diese Beziehung erforderte Arbeit: Mit viel Leidenschaft, einer Portion Geduld, der Hilfe ihres Mannes und einer großen Prise handwerklichem Geschick sanierte sie das 200 Quadratmeter große Haus ganz nach ihren Vorstellungen – ohne die alte Seele des Gebäudes zu verändern.
Der Inhaberin des Möbelgeschäfts Parcelle 193 war es dabei wichtig, ihrem Zuhause den eigenen Stempel aufzudrücken.
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Daher findet man in der ehemaligen Bäckerei aus dem Jahr 1904 auch keine Standardeinrichtung aus dem Möbelhaus, sondern Unikate mit Charakter. Die zweifache Mama liebt Möbelstücke, die Geschichten erzählen. Ihre über die Jahre zusammengetragenen Schätze hat sie möglichst authentisch belassen. Alles ist so gewollt und erzählt vom Leben: Kratzer im Holz, alte Lacke und abgeplatzte Stellen verleihen jedem Raum einen besonderen Charme.
Dass hier zwei ganz normale Menschen wohnen, die einen Fernseher und einen Internetanschluss besitzen, kann ich kaum glauben. Denn in diesem Haus geht man auf eine Zeitreise. Begleite mich auf einen Rundgang und lasse dich inspirieren.
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Eine Reise in die Vergangenheit
Schon als ich die Auffahrt von Andreas Villa erreiche, sitzt die zierliche Frau mit den braun gelockten Haaren auf einer Bank im Vorgarten. Mit einem strahlenden Lächeln begrüßt sie mich und ich folge ihr – vorbei an allerlei hübschen Dekorationen wie Kürbissen, Kerzen und Körben – hinein in den Wohntraum.
Schon beim Betreten der Küche, die aus gelebtem Holz aus der Ostsee gebaut wurde, wird mir klar: Hier erwartet mich heute tausendundein schönes Fotomotiv. Zu meiner Überraschung hat Andrea ein leckeres Mittagessen für uns zubereitet. Wir nehmen an ihrem rustikalen Tisch im Esszimmer, um den sich verschiedene Holzstühle und eine Sitzbank tummeln, Platz.
Die letzten Herbstsonnenstrahlen finden ihre Weg durch die Fensterläden und tauchen den Raum in ein gemütliches Licht. Andrea erzählt mir auf ihre offene, fröhliche Art wie sie dazu gekommen ist, Möbel selbst zu gestalten und ihr Wissen an andere weiterzugeben.
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Aus alt mach neu
Vielen Stücken in ihrem Haus hat Andrea selbst in mühevoller Arbeit einen neuen Schliff verliehen. Die Möbel bezieht sie über einen Händlerkreis. Sie stammen zum Teil aus Deutschland, Holland oder auch Belgien.
Ihr kreatives Händchen entwickelte sie schon früh. Bereits ihre erste eigene Wohnung richtete die Individualistin ausschließlich mit Flohmarkt-Fundstücken ein, bevor sie später selbst zu Farben, Schleifpapier und Pinseln griff. „Mein Vater sammelte seit den 90er Jahren Weichholzmöbel. Viele davon befanden sich in seinem Geschäft in Trittau, das er 2014 aufgab. Ich entschied mich, den Möbeln einen neuen Look zu verleihen“, erinnert sich Andrea, der die Ideen nie auszugehen scheinen.
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Daraufhin experimentierte sie mit Kreidefarben und erschuf einen neuen Einrichtungsgegenstand nach dem anderen. In ihrem Kopf wirbelte schon damals die Idee herum, auch anderen Menschen die Techniken des Möbelgestaltens beizubringen. In den ehemaligen Geschäftsräumen ihres Vaters erfüllte sie sich daher den Traum eines Ladens, in dem sie ausgesuchte Möbel und Accessoires im Shabby-Chic und Vintage-Stil anbietet.
Im hinteren Teil des Ladens befindet sich sogar eine Werkstatt, in der einmal im Monat spannende Workshops stattfinden, bei denen du mit Andreas Hilfe ein eigenes Lieblingsstück kreieren kannst.
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Romantisch, aber nicht kitschig
Besonders gut gefällt mir Andreas Schlafzimmer. Die hellen Farben, der verspielte Frisiertisch mit dem großen, verschnörkelten Bilderrahmen, das Bett mit den hübschen Kissen und die weißen Fensterläden verleihen dem Raum die mädchenhafte Romantik, die ich so mag. Kein Wunder also, dass sie sich hier am wohlsten fühlt. Aber auch das Wohnzimmer wirkt sehr einladend auf mich. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Von dem roten Schrank, der viele kleine Schätze beherbergt, über die Dekoration oberhalb der Sitzbank bis hin zu den alten Koffern auf der Vitrine – jedes einzelne Stück erzählt eine Geschichte.
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Andrea versteht es, mit einzelnen Objekten kleine Dekorationszonen zu schaffen, die ihrem Zuhause diese besondere Gemütlichkeit verleihen. Dass ihr handwerkliches Geschick bei der Sanierung der alten Villa ein großer Vorteil war, steht außer Frage. Als ich bei einem Rundgang durch das Haus erfahre, was sie hier alles mithilfe ihres Mannes verändert und renoviert hat, bin ich ziemlich beeindruckt. Ob Schleifen, Streichen, Schrauben – in mühevoller Arbeit hat sie jedem Raum ihre persönliche Note verliehen.
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Im wunderschönen Gästezimmer kann man sich nur wohlfühlen und das Badezimmer gleicht einer Wellness-Oase. „Wir haben das Badezimmer komplett entkernt. Anschlüsse und Rohre mussten neu installiert werden. Trockenbau- und Fliesenarbeiten wurden verrichtet. Der Maler hat die Wände mit einem Mineralputz versehen, diese habe ich dann mit einem selbst angemischten Farbton gestrichen. Eine Kommode habe ich als Waschtisch umfunktioniert und ebenfalls gestrichen“, sprudelt es aus Andrea heraus.
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Noch Mehr Platz für Kreativität
Aktuell werkelt sie in jeder freien Minute in ihrem Haus, denn Andrea hat noch viel vor. „In einem Teil unseres Hauses möchte ich eine zweite Werkstatt für meine Workshops errichten. In den dazugehörigen Räumen zeige ich unterschiedliche Wohnstile, Farbgebungen und Gestaltungsmöglichkeiten, die als Inspiration für die Teilnehmer dienen sollen“, schwärmt sie voller Tatendrang.
Einen Raum hat sie in einem dunklen Grünton gestrichen, der einem morbiden Look nachkommt. Im zweiten Zimmer hat sie extra für mich einen maritime Deko-Welt gestaltet. Wahnsinn, was man alles aus alten, abgenutzen Strandgut-Objekten machen kann!
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Als nächstes wird sich Andrea die Hausfassade vorknöpfen. Ein neuer Anstrich in einem hübschen Grauton soll der Villa zu neuem Glanz verhelfen, ohne dass dabei der alte Charme verloren geht. Auch die Umgestaltung der Gartenanlage steht auf ihrer To-Do-Liste. „Das Projekt Sanierung wird vermutlich noch lange nicht abgeschlossen sein“, lacht sie.
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Andreas Einrichtungstipps:
- Individualität. Über die Jahre haben sich bei mir bevorzugte Formen und Farben immer mehr herauskristallisiert und jetzt weiß ich genau, was ich will und was meine Persönlichkeit widerspiegelt. Ich finde es wichtig, seinen eigenen Wohnstil zu finden. Ich berate meine Kunden gerne hinsichtlich ihrer Gesamt-Einrichtung, Farbgebung und Wirkung im Raum.
- Nachhaltigkeit. Man kann so viele Dinge wiederverwerten oder mit ein paar Handgriffen neu aufbereiten, ohne sie wegzuschmeißen. Bei der Umgestaltung helfe ich gerne bei einem meiner Workshops.
- Rückzugsorte. Mein Mann und ich haben unsere eigenen Schlafräume, um uns zurück ziehen zu können und uns ganz nach unseren Bedürfnissen zu entspannen.
Lasse dich in Andreas Laden Parcelle 193 in Trittau inspirieren oder nehme an einem ihrer Kreativ-Workshops teil. Auch auf ihrer Instagramseite teilt sie viele tolle Tipps mit dir!
Richtig schöner Landhausstil und wie toll, dass das Haus selbst soviel Charme und Geschichte hat!