Ich bin ein Fisch-Fan. Schon als Kind liebte ich Krabbenbrötchen und Fischfrikadelle auf die Hand. Auch heute noch. Am liebsten von Künnemann & Sohn. Ich bin der spannenden Geschichte des Traditionsgeschäfts mal auf den Grund gegangen. Kommt mit auf eine Zeitreise!
Etwas versteckt nähe Blücherplatz in der Gneisenaustraße befindet sich das beliebte Fischgeschäft Künnemann & Sohn. Große, weiße Buchstaben verraten schon von weitem: Hier gibt es F I S C H E. Ich war noch nie dort. Probiert habe ich aber schon so einige Spezialitäten des Ladens am Tisch meiner Mutter – zu Familienfeiern oder einfach zum Abendbrot. Auch an Weihnachten gab es mal eine köstliche Fischplatte à la Künnemann. Als ich erfuhr, dass es das Geschäft schon seit 95 Jahren in Kiel gibt, wurde ich neugierig. Das ist doch etwas Besonderes!
Bevor ich den Fischladen betrete, fallen mir zu allererst die wunderschönen, maritimen Malereien an der Hauswand auf. Diese geben mir das Gefühl, ich würde mich an einer Fischbude am Ostseestrand befinden.
Es ist Donnerstagvormittag und bei Künnemann stehen die Leute in einer Schlange bis zur Tür. Inhaberin Brigit Müller begrüßt mich fröhlich, während sie zusammen mit ihrem Team die Kunden mit frischem Fisch versorgt. In der Theke sehe ich allerlei Köstlichkeiten in den verschiedensten Farben, knusprige Fischbrötchen und Räucherfisch. Mir fallen die großen Holzregale ins Auge. Fisch-Fond, Chutneys, Senfsaucen – alles was man zum Verfeinern der Spezialitäten so braucht. Über eine Holztreppe folge ich Birgit in den Keller des Hauses. Dort werden nämlich viele der leckeren Delikatessen hergestellt.
Während Birgit gekonnt einen Krabbensalat anrührt, tauche ich in die lange Geschichte des Fischladens ein. „Meine Großeltern, Willy und Wiebke Künnemann, haben das Geschäft vor fast genau 95 Jahren eröffnet. Damals konnte wohl noch keiner ahnen, dass sogar die Urenkel hier noch Fisch verkaufen würden“, erzählt mir die 54-jährige. Ich erfahre, dass der damalige Standort im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Danach verkauften Willy und Wiebke ihre Fischdelikatessen in einem aus Holzkisten gebastelten Stand auf dem Wochenmarkt. „Erst 1955 konnten sie sich auf dem alten Grundstück ein neues Haus bauen. Das Haus, in dem meine Eltern, Hans und Martha Künnemann, früher und wir heute noch verkaufen“, sagt die blonde Frau, die eigentlich mal Tierarzthelferin lernen wollte.
Birgit, Uwe und Hans-Jürgen übernahmen 2002 den Laden ihrer Eltern. Sie haben dort schon in ihrer Jugend geholfen und wollten diese Tradition fortführen. Die Geschwister Künnemann bieten neben frischem Fisch, Räucherfisch und dem Plattenservice vor allem selbstgemachte Marinaden und Feinkostsalate an. „Viele unserer Rezepte stammen noch von meinen Großeltern. Wie zum Beispiel der handgemachte Krabbensalat“, berichtet mir die Fischfeinschmeckerin. Der Matjes nordischer Art wird übrigens von einem kleinen Familienbetrieb in Bordesholm geliefert und dann selbst eingelegt.
Nach der kleinen Zeitreise kehren wir ins Ladengeschäft zurück. Mir fallen die großen, eingerahmten Werbeanzeigen ins Auge. Dahinter verbirgt sich eine weitere, spannende Geschichte. Durch die TV-Show „Wetten, dass…?“ wurde Künnemann & Sohn 2002 nämlich deutschlandweit bekannt. Der Verleger Hubert Burda war damals Gast auf Gottschalks Sofa in der Ostseehalle. Sein Wetteinsatz: Eine große Print-Werbung für ein Kieler Fischgeschäft im „Focus“-Magazin im Wert von über 40.000 Euro. Er verlor. Das TV-Team stieß direkt auf den kleinen Fischladen in der Gneisenaustraße. „Wir durften uns aus mehreren Vorschlägen eine Werbeanzeige aussuchen. Gemeinsam entschieden wir uns für das Baby mit dem Fisch-Schnuller“, berichtet mir Birgit schmunzelnd. Ich stelle es mir bildlich vor: Künnemann aus Kiel neben Auto-, Parfum- und Handywerbung im „Focus“. Herrlich!
Ich bin begeistert von der Familientradition der Künnemanns und diesem Ort mit Geschichte. „Viele unserer Kunden kennen sogar noch meine Mutter. Wir haben hier eine große Stammkundschaft“, sagt mir die sympathische Inhaberin. Mir fällt ein junges, hübsches Mädchen mit Schürze ins Auge: Birgits Tochter Lisa. Die 26-jährige möchte die Tradition des Ladens in vierter Generation weiterführen. Ich finde das bewundernswert! Bevor ich den Laden verlasse, gibt es für mich noch ein Krabbensalat-Brötchen auf die Hand. Ich bin eben ein Fisch-Fan.
Fotos: Finja Schulze
Besuche:
Künnemann & Sohn
Gneisenaustraße 20
24105 Kiel
Öffnungszeiten:
Mo-Mi 8:30 Uhr – 13:00 Uhr und 15:00 Uhr – 18:00 Uhr
Do, Fr 8:30 Uhr – 18:00 Uhr
Sa 8:30 Uhr – 13:00 Uhr
VERLOSUNG
Wir verlosen einen 25-Euro-Gutschein für die leckeren Spezialitäten von Künnemann & Sohn. So könnt ihr mitmachen: Werdet Förde-Fräulein-Facebook-Fan, liked den Facebook-Post und erzählt uns in einem Kommentar, welchen Fisch ihr am liebsten mögt. Teilnahmeschluss: Sonntag, der 11.10.2015, 18:00 Uhr.
Ich liebe Bismarkbrötchen, da könnte ich mich reinsetzen!
Klasse, daß über dieses Geschäft mal so ausführlich berichtet wird.
Ich kenne den alten Künnemann noch mit seinem Fischstand auf dem Blücherplatz. Wenn ich mich recht erinnere standen dort insgesamt 4 Fischbuden.
Beste Klasse sind auch die Schwedenhappen
Ich hatte das letzte Mal so einen leckeren Krabbensalat vor 50 Jahren.Der Seelachs wurde beim braten größer anstatt kleiner.Es gibt sie noch die Geschäfte mit Tradition man muß allerdings sehr sehr sehr lange suchen.Unser Land braucht solche Geschäftspraktiken,alles selber machen, dann stimmt auch die Qualität und der Preis.Alle sind sehr freundlich und zuvorkommend macht weiter so.