Tiefblaues Wasser, Schaumkronen, die leichtfüßig auf den Wellen tanzen und feiner Sand. Als Nordlicht ist das für mich der Innbegriff von Heimat. Genau dieses Gefühl bringt Marlene Hoffmann aus Bad Segeberg auf Leinwände. Ich habe mich mit der jungen Künstlerin getroffen und bei der Entstehung eines ihrer sogenannten „Resin Paintings“ zugesehen.
Als uns Marlene Hoffmann vor einiger Zeit anschrieb und uns eines ihrer Bilder zeigte, waren wir hin und weg. Das liegt nicht nur daran, dass die spiegelglatte Oberfläche, die einen Strand zeigt, mich an meine heimische Ostsee erinnert. Das Gemälde macht nahezu den Anschein, als könnte man in das tiefe Blau eintauchen. Ich wollte unbedingt erfahren, wie ihre Bilder entstehen.
Maritime Gemälde aus Kunstharz
Normalerweise entstehen alle Bildnisse in Marlenes heimischen Wohnzimmer in Bad Segeberg. Heute treffe ich sie jedoch in einem Atelier ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Sie hat eine Tasche voller Malutensilien dabei und ein riesiges Bild, das sie neben ihrem heutigen Arbeitsplatz aufstellt. Daneben Pinsel, Becher und verschieden Flaschen und Kanister, die aussehen, als hätte Marlene sie direkt aus einem Chemielabor entnommen.
„Bis zum fertigen Werk braucht es viele Schritte und mehrere Tage harter Arbeit“, erklärt sie mir. Das Ergebnis ist ein Werk, das keinem anderen gleicht und mit Ikea-Bildern nicht ansatzweise vergleichbar ist.
Die hauptberufliche Bürokauffrau hat schon von klein auf an immer gemalt und gezeichnet. In der Schule hat sie stets jeden Collegeblock bekritzelt – aber eben nur mit Zeichnungen. „Ich habe mir immer gesagt, dass ich niemals einfach nur wild Farbe auf ein Bild spritzen werde. Nun ist es genau das, was ich tue und womit ich Erfolg habe“, lacht die blonde Frohnatur.
Kreativ ist die Wahl-Schleswig-Holsteinerin nur privat. Ihren Job als Bürokauffrau in einem Medizintechnikunternehmen führt sie in Teilzeit aus. „Am Anfang dachte ich immer, dass ich als kreativer Mensch auch einen kreativen Beruf ausüben muss. Deswegen habe ich zunächst Modedesign studiert. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich am Ende des Tages keine Energie mehr für meine Bilder habe“, erzählt Marlene, während sie eine Holzleinwand mit blauer Farbe grundiert. „Das faktische arbeiten mit Zahlen und Daten ist nun ein guter Ausgleich neben dem Malen.“
Mit Kunstharz zum 3D-Effekt
Marlene fängt nun an, eine zähe durchsichtige Flüssigkeit mit einer anderen zu mischen – das Harz und einen Festiger. Dann teilt sie die dickflüssige Masse auf verschiedene Becher auf und fügt jeweils einige Blautöne hinzu. Das ist also das sogenannte Resin, das den Bildern die spiegelglatte Oberfläche verleiht. Sachte kippt sie die Farben über die Leinwand und verstreicht sie mit einem Holzspartel, bis die Übergänge ganz fließend verschwimmen.
Lange Zeit hat Marlene gezeichnet und versuchte sich dadurch ein Standbein aufzubauen. Obwohl die Zeichnungen sehr gut waren, blieb der erhoffte Erfolg aus. Als sie dann vor knapp zwei Jahren in einem Instagram-Beitrag die Fließtechnik entdeckte, wurde sie neugierig. Die besondere Technik hat sie sich dabei ganz alleine beigebracht. Zu neu war das künstlerische arbeiten mit Resin. Amerikanische Zeitraffer-Videos ohne Erklärungen waren die einzige Grundlage, die der 29-Jährigen zur Verfügung standen.
Ein Heißluftfön kommt zum Einsatz
Mit diesem bringt Marlene die Farben dazu, noch mehr miteinander zu verschwimmen. Auch die Schaumkronen, die sie mit Kunstharz und weißer Farbe kreiert hat, werden mit dem Heißluftföhn und sogar einem kleinen Bunsenbrenner in Form gebracht. Sie muss schnell arbeiten, denn ihr bleiben nur ungefähr 20 Minuten, bevor das Kunstharz anfängt durchzuhärten.
Oft bleibt es nicht bei einer Schicht des Harzes. Marlene erstellt so viele Lagen, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist. So entsteht auch die Tiefe der Bilder und das Gefühl auf den Meeresgrund gucken zu können.
Die meisten ihrer Bilder fertigt Marlene übrigens abends an. „Ich bin vorher immer so nervös, dass auf einmal alles wichtiger ist als das Malen. Dann fühle ich mich wie ein Student, der das Lernen vor sich her schiebt und sich sogar lieber dem Haushalt widmet“, gesteht sie und bewegt den Fön immer wieder in kreisenden Bewegungen über das flüssige Harz.
Das fertige Kunstwerk
Wenn die Kunstharzmischung hart geworden ist, ist das fertige Gemälde sehr robust. Die Harztechnik wird nämlich nicht nur in der Kunst eingesetzt, sondern auch als Baustoff genutzt. Tischplatten und Fußböden, aber auch Bäder werden mit dem glatten Material veredelt.
Du siehst, viele Stunden Arbeit stecken in dem maritimen Bildnis. Für meinen Beitrag hat Marlene sogar mehrere Bilder in verschiedenen Stadien mitgebracht, damit ich jeden Schritt fotografisch festhalten kann. Normalerweise muss eine einzige Kunstharzschicht nämlich mindestens 24 Stunden fest werden.
Neben der Harztechnik arbeitet die norddeutsche Künstlerin übrigens noch mit Acryl-Fließtechnik und Strukturen. Beispielwerke kannst du auf ihrer Homepage begutachten. Dort kannst du die Bilder sogar kaufen. Ab 80 Euro bekommst du eine ihrer kleineren Arbeiten.
Jedes ihrer Werke fertigt Marlene extra auf Bestellung für dich an. Du kannst dir also sogar deine Farben selber aussuchen. Hier kannst du Kontakt mit ihr aufnehmen. Auf Instagram und Facebook hält sie dich auf dem Laufenden über ihre Werke oder kommende Vernissagen.
Bist du auch so fasziniert von dieser besonderen Technik?
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