Im Noctalis Fledermaus-Zentrum am Kalkberg in Bad Segeberg tauchen wir ab in die spannende Welt der Fledermäuse. Wir begeben uns auf eine aufregende Reise durch die Gänge der Kalkberghöhle, lernen Flughündin Foxi vom Foto kennen und besuchen die informationsgeladene Erlebnisausstellung. Bist du bereit für ein Abenteuer in der Dunkelheit? Dann viel Spaß beim Lesen!
Willkommen in der Welt der Fledermäuse
Die meisten Menschen denken bei Fledermäusen vermutlich im ersten Moment an blutsaugende Monster, die nachts ihr Unwesen treiben. Oder gar an Kreaturen wie Graf Dracula oder Batman. Mit solchen Vorurteilen räumt das Noctalis Fledermaus-Zentrum in Bad Segeberg auf. Mehr sogar: Du erfährst hier mehr über den Lebensraum der Flattertiere, über ihr Talent im Dunkeln zu leben und wie du sie schützen kannst.
Wo sonst Winnetou und Old Shatterhand ihre wilden Abenteuer erleben, befindet sich auch das Erlebniszentrum, in dem du Fledermäusen ganz nah kommen kannst. Hier am – und gewissermaßen auch unter – dem Kalkberg in Bad Segeberg tauchen wir heute ab in die Welt der Fledermäuse. Zugegebenermaßen kenne ich Fledermäuse bislang nur aus Gruselfilmen oder als lustige Dekoration auf Halloweenpartys. Aber das möchte ich unbedingt ändern!
Ab in die Dunkelheit
Vor dem imposanten Bau des Fledermaus-Zentrums begrüßt mich Höhlenführer Helmut. Mit ihm erkunde ich heute die Höhlengänge des Segeberger Kalkbergs. Ich bin schon ganz aufgeregt, ob ich auch eine der rund 30.000 dort lebenden Fledermäuse zu Gesicht bekomme. Aber zunächst statte ich mich mit einer leichten Jacke aus, denn trotz warmer Sommertemperaturen, ist es unter der Erde richtig frisch: Um die 10 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit herrschen in der Kalkberghöhle.
Immer dem hellen Leuchtkegel von Helmut nach, spazieren wir durch die mal weiten, mal engen und mal so niedrigen Höhlengänge, dass man sich bücken muss. Früher war das Gebiet um den Kalkberg ein Steinbruch. 1912 entstand bei Sprengungsarbeiten das sogenannte „Entdeckerloch“ zur Höhle, das wenig später von Kindern beim Spielen entdeckt und erkundet wurde.
Was mir hier als erstes auffällt ist die absolute Ruhe. Es ist fast so, als wäre man in einer ganz anderen Welt. Ich höre nichts, außer leise Regentropfen und die spannenden Anekdoten meines Höhlenführers. Wie ein Schwamm sauge ich jede Information über die Entstehungsgeschichte und den einzigartigen Lebensraum der Kalkberghöhle auf.
Die etwas mehr als zwei Kilometer langen Gänge und Hallen der Kalkberghöhle kann man nur mit einem der erfahrenen Führer:innen betreten – allein würde man sich höchstwahrscheinlich verlaufen.
In der Höhle überwintern sieben verschiedene Fledermausarten, die sogenannten „Sieben der Höhle“. Eine besonders große Chance einer Fledermaus zu begegnen hast du im Juni, wenn hier viele Wasserfledermausmännchen leben. Oder im August, wenn Tausende Eltern- und Jungtiere die Höhle als zukünftiges Winterquartier erkunden. Erwachen die Fledermäuse im Kalkberg im Frühling aus dem Winterschlaf, öffnet die Höhle ihre Pforten für neugierige Fledermausforscher:innen.
Die Erde lebt!
Helmut zeigt uns die tiefen Risse in der Höhlendecke, die sich wie Treckerspuren über unseren Köpfen abzeichnen. Diese Spalten vertiefen sich heute immer noch, weil sich der gesamte Segeberger Kalkberg jedes Jahr um etwa einen Millimeter anhebt. Das ist zwar nicht schnell, aber dennoch beeindruckend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Erde unter uns immer noch lebendig ist!
Aber wir erfahren noch viel mehr: Wusstest du, dass der Kalkberg gar nicht aus Kalk, sonders aus Gips besteht? Er ist vor vielen Millionen Jahren durch Wasserabtragung entstanden, als das Land noch von einem salzigen Binnenmeer überflutet war. Nach und nach lagerte sich damals Salz ab. Durch Salztektonik schob sich dann im Laufe der letzten 10.000 Jahre der Berg aus dem Boden, den wir heute alle kennen.
Alle 30 Minuten startet eine Tour durch die Kalkberghöhle. Hier findest du alle buchbaren Angebote von Noctalis.
Besonders beeindruckend: Die gigantische Säulenhalle der Schauhöhle.
Auch, wenn wir heute keine Fledermäusen entdecken, begegnen wir dank Helmut auf unserer Entdeckungtour vielen anderen interessanten Höhlengestalten aus Stein. Wir besuchen Schneewittchen und ihre sieben Zwerge, erkennen einen Drachen, der seinen Schwanz rund um den stillgelegten Höhlensee schlängelt und sehen ein wahres Weltwunder: ein dreihöckriges Kamel. Spannend, was die Fantasie alles möglich macht!
Auf Kuschelkurs mit Foxi
Nach einer guten halben Stunde erreichen wir über eine Wendeltreppe wieder die Erdoberfläche. Erschlagen von der Hitze lege ich eine kleine Trinkpause auf der hübschen Terrasse von Noctalis ein. Hier staune ich nicht schlecht über den atemberaubenden Blick auf den Segeberger Kalkberg. Noch mehr aber staune ich, als mich Tierpflegerin Jasmin mit der handzahmen Flughündin Foxi bekannt macht, die hier tagsüber in einem Gehege zuhause ist.
Foxis Flügelspannweite beträgt 1,20 Meter. Große Flughunde können ihre Flügel sogar bis 1,80 Meter spannen – Beeindruckend, oder?
Ganz verliebt kann ich meinen Blick nicht mehr von diesem einmaligen Tier mit seinem dunkelbraunen Fell, der süßen Schnauze und den knopfrunden Augen lassen. Nie hätte ich gedacht, dass Flughunde so niedlich sind! Jasmin erzählt mir, dass Foxi in einem Tierpark in Berlin geboren und von Hand aufgezogen wurde. Kein Wunder also, dass die Flughündin so handzahm ist.
Von der Terrasse aus hast du auch einen Blick auf die Uhukästen am Kalkberg, wo Uhu-Pärchen jedes Jahr aufs Neue ihre Jungtiere großziehen.
Bringe Licht ins Dunkle
Nach einem kurzen Streifzug durch den kleinen, aber feinen Souvenirshop samt Tassen, Kuscheltieren und Postkarten, erkunde ich die mehrstöckige Erlebnisausstellung von Noctalis. Und die Bezeichnung „Erlebnis“ ist hier wirklich nicht untertrieben: Ausgestattet mit Taschenlampen erleuchte ich die dunklen Räume der interaktiven und multimedialen Ausstellung. So bekomme ich sogar fast das Gefühl, selbst ein nachtaktives Wesen zu sein. Zahlreiche Mitmach-Stationen bringen mir die Welt der Fledermäuse näher: Ich lerne mehr über ihre Anatomie, über ihre Lebensräume im Winter und Sommer und über ihre Echo-Sprache – faszinierend!
Außerdem erfährst du, wie die Fledermaus in zahlreichen popkulturellen Medien ihrem Ruf als Blutsauger bekommen hat.
Mit allen Sinnen erleben: Die für uns Menschen nicht wahrnehmbaren Echowellen werden in der Ausstellung hörbar gemacht. Mich erinnern die Laute an einen Mix aus Knacken, Pfeifen und Schnalzen. Wahnsinn, dass Fledermäuse auf diese Art kommunizieren!
Die Mission: Schutz der Fledermäuse
Ich könnte zehn Blogbeiträge mit dem heute neu erlangten Wissen füllen, aber zu viel möchte ich nicht vorwegnehmen. Das Wichtigste ist jedoch: Im Noctalis lernen Besucher:innen auch ihre eigene Umwelt und den Umgang mit ihr besser kennen. Wir erfahren, wie eng die Themen Fledermausschutz, Höhlenschutz, Insektensterben und Klimawandel miteinander verwoben sind. Und wie einfach es ist, dabei selbst etwas Positives zu bewirken.
Du kannst dir zum Beispiel einen Fledermauskasten an deinem Haus befestigen, in dem die Tiere Unterschlupf finden. Vergleichen kannst du das in etwa mit einem Vogelhäuschen. Auch spannend: Mit einer Socke, die du über eine Flasche stülpst, kannst du verlorenen Jungtieren dabei helfen, zurück zu ihrer Mutter zu gelangen (s.o.). Erhöht vom Boden kann sich das Jungtier am Stoff festhalten, sodass die kleine Fledermaus wieder aufgesammelt werden kann.
Die Ausstellung ist barrierefrei gestaltet: ein Aufzug fährt in alle Stockwerke und es gibt einen Audio-Guide in Deutsch, Englisch und Dänisch für internationale oder sehbeeinträchtigte Besucher:innen.
Das große Krabbeln und Flattern
Da ich ja heute in der Höhle noch keine Fledermäuse entdecken konnte, bin ich umso aufgeregter, als ich die Ausstellung „Jäger und Gejagte“ auf der obersten Etage besuche. Denn hier warten lebendige Tiere auf mich! Vorbei an Fressfeinden und Beutetieren der Fledermaus, wie Stabheuschrecken, Käfer, Schlangen, Würmer, Mäuse, Skorpione und Frösche, erreiche ich das sogenannte „Noctarium“.
Das Noctarium ist ein großer Flugraum, in denen auf den ersten Blick ein absolutes Kuddelmuddel herrscht: Hunderte Fledermäuse fliegen hier munter umher, hängen an den gespannten Leinen ab oder knabbern an den Früchten, die von der Decke baumeln. Ja: Früchte – denn die Leibspeise von tropischen Fledermäusen ist nämlich Obst!
Aber von wegen Kuddelmuddel – im Noctarium herrscht ein geordnetes Chaos. Nicht ein einziges Mal kommen sich die Fledermäuse in die Quere – alles möglich durch ihre blitzschnelle Kommunikation per Echo. Mit offenem Mund beobachte ich das bunte Treiben im Flugraum, bis mich Tierpflegerin Jasmin mit hinter die Scheiben nimmt. Wie aufregend – jetzt sind wir mittendrin im Geflatter!
So ganz kann ich es nicht fassen, als ich die flinken Tiere nun hautnah erleben und ihre schnellen Flügelschläge auf meiner Haut spüren kann. Mittendrin im Getümmel, entdecke ich eine alte Bekannte: Foxi. Zwischen ihren kleinen Verwandten wirkt die Flughündin schon fast wie eine Riesin. Auch du kannst zusammen mit einem Tierpfleger oder einer Tierpflegerin den Fledermäusen so nah kommen wie ich am heutigen Tag, wenn du das Angebot „Einen Tag mit der Tierpflege“ buchst. Momentan wird dieses Ereignis leider nicht angeboten, da die Abstände nicht eingehalten werden können. Aber auch das wird sich hoffentlich bald wieder ändern!
Ein bleibender Eindruck
Auf meinem Heimweg ist mir klar: Ich werde in Zukunft anders über Fledermäuse denken. Für mich zumindest sind Batman und Co. vergessen, denn mein Bild über die Spezialisten der Dunkelheit hat sich heute um 180 Grad gewendet. Statt mich nachts vor den Flattertieren zu fürchten, werde ich in Zukunft lieber gezielt nach ihnen Ausschau halten. Und wenn mir das nicht ausreicht, besuche ich einfach wieder das Noctalis Erlebniszentrum in Bad Segeberg und tauche ab in die Welt der Fledermäuse. Denn an einem einzigen Tag erlebt man längst nicht alles. So steht auf meiner To-Do-Liste auf jeden Fall noch die Nachtwanderung mit Fledermaus-Detektor, die in den Sommermonaten nach Sonnenuntergang stattfindet – ich komme also ganz bestimmt wieder!
Hast du noch mehr Lust auf tierischen Spaß? Dann schau dir doch noch unsere Beiträge über das Multimar-Wattforum in Tönning oder den Tierpark Gettorf an.
Besuche:
Noctalis – Welt der Fledermäuse
Fledermaus-Zentrum GmbH
Oberbergstraße 27
23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551 – 890 880
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Liebe Sina . ich heiße Lena, bin 61 Jahre alt und zum ersten Mal im Alter von ca. 7 Jahren mit meinen Großeltern in den Kalkberghöhlen gewesen, als meine Schwester und ich stark unter Keuchhusten gelitten haben. Seit dem bin ich in regelmäßig – unregelmäßigen Abständen dort gewesen. Immer wieder ist es ein Erlebnis und ich freue mich drauf wieder in diese Welt einzutauchen. Ich habe deinen Bericht mit Interesse gelesen und stimme dir zu. Wir Nordlichter freuen uns immer wieder auf unsere kleinen Welten .
Habe eine schönen Zeit . Lena